Naturwissenschaft Wissenschaft ist die Sammlung und Analyse von jeglichem
Einzelwissen, die Verallgemeinerung des Wissens und schriftliche
Aufbewahrung als Erfahrungs- und Wissensschatz der gesamten Menschheit –
das Konzentrat des gesamten menschlichen
Wissens. „... Alle Wissenschaft
wäre überflüssig, wenn die Erscheinungsform und das Wesen der Dinge
unmittelbar zusammenfielen – ...“ K. Marx, Kapital III,
MEW 25, 825. 1. Menschliche
Erkenntnisse stammen aus gemeinsamer Erfahrung der Wirklichkeit und ihrer
praktischen Umgestaltung. Das ist auch das
Wahrheitskriterium für Erkenntnisse „Bedarf es tiefer
Einsicht, um zu begreifen, dass mit den Lebensverhältnissen der Menschen,
mit ihren gesellschaftlichen Beziehungen, mit ihrem gesellschaftlichen
Dasein, auch ihre Vorstellungen, Anschauungen und Begriffe, mit einem
Worte auch ihr Bewusstsein sich ändert? Was beweist die Geschichte der
Ideen anderes, als dass die geistige Produktion sich mit der materiellen
umgestaltet?“ K. Marx,
Kommunistisches Manifest, MEW 4, 480. „... Wo wäre ohne
Industrie und Handel die Naturwissenschaft? Selbst diese ‚reine’
Wissenschaft erhält ja ihren Zweck sowohl wie ihr Material erst
durch Handel und Industrie, durch sinnliche Tätigkeit der Menschen.“
K. Marx,
Deutsche Ideologie, MEW 3, 44. „Die Entwicklung
der Wissenschaft, besonders der Naturwissenschaft, und mit ihr
aller anderen, steht selbst wieder im Verhältnis zur Entwicklung der
materiellen Produktion.“ K. Marx, Grundrisse
der Kritik der politischen Ökonomie, 592. „Es ist nicht das Bewusstsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewusstsein bestimmt.“ K. Marx, Kritik der politischen Ökonomie, MEW 13, 9. „Die Tatsache, dass unser subjektives Denken und die objektive Welt denselben Gesetzen unterworfen sind und daher auch beide in ihren Resultaten sich schließlich nicht widersprechen können, sondern übereinstimmen müssen, beherrscht absolut unser gesamtes theoretisches Denken. Sie ist seine unbewusste und unbedingte Voraussetzung .... Andererseits hat die moderne Naturwissenschaft den Satz vom erfahrungsmäßigen Ursprung alles Denkinhalts in einer Weise erweitert, die seine alte metaphysische Begrenzung und Formulierung über den Haufen wirft. Indem sie die Vererbung erworbener Eigenschaften anerkennt, erweitert sie das Subjekt der Erfahrung vom Individuum auf die Gattung; es ist nicht mehr notwendig das einzelne Individuum, das erfahren haben muss. Seine Einzelerfahrung kann bis auf einen gewissen Grad ersetzt werden durch die Resultate der Erfahrungen einer Reihe seiner Vorfahren. Wenn bei uns z. B. die mathematischen Axiome jedem Kind von acht Jahren als selbstverständlich, keines Erfahrungsbeweises bedürftig erscheinen, so ist das lediglich Resultat ‚gehäufter Vererbung‘.“ F. Engels, Naturdialektik, MEW 20, 529. „Es kommt überall
nicht mehr darauf an, Zusammenhänge im Kopf auszudenken, sondern sie in
den Tatsachen zu entdecken.“ F. Engels, Ludwig
Feuerbach, MEW 21, 306. „Bei der Analyse ökonomischer Formen kann außerdem weder das Mikroskop dienen noch chemische Reagenzien. Die Abstraktionskraft muss beide ersetzen.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 12. „... Begreifen
besteht aber nicht, wie Hegel meint, darin, die Bestimmungen des logischen
Begriffs überall wiederzuerkennen, sondern die eigentümliche Logik des
eigentümlichen Gegenstandes zu fassen.“ K. Marx, Kritik des
Hegelschen Staatsrechts, MEW 1, 296. „Um zu wissen, was unser Denken ergründen kann, nützt es nichts, 100 Jahre nach Kant die Tragweite des Denkens aus der Kritik der Vernunft, der Untersuchung des Erkenntnis-Instruments, entdecken zu wollen; ... Was unser Denken ergründen kann, sehen wir vielmehr aus dem, was es bereits ergründet hat und noch täglich ergründet.“ F. Engels, Naturdialektik, 20, 506f. „Die Empirie der
Beobachtung allein kann nie die Notwendigkeit genügend beweisen. Wir
beobachten immer nur die Aufeinanderfolge von Ereignissen, wir sehen nicht
die Ursachen. Dies ist so sehr richtig, dass aus dem steten Aufgehen
der Sonne des Morgens nicht folgt, sie werde morgen wieder aufgehen, und
in der Tat wissen wir jetzt, dass ein Moment kommen wird, wo die Sonne
eines Morgens nicht aufgeht. Aber der Beweis der Notwendigkeit liegt in der menschlichen Tätigkeit, im Experiment, in der Arbeit: Wenn wir etwas nachbilden können, dann beweist sich darin unser Ursachenwissen.“ F. Engels, Naturdialektik, MEW 20, 497. „Aber gerade die Veränderung der Natur durch den Menschen, nicht die Natur als solche allein, ist die wesentlichste und nächste Grundlage des menschlichen Denkens, und im Verhältnis, wie der Mensch die Natur verändern lernte, in dem Verhältnis wuchs seine Intelligenz.“ F. Engels, Naturdialektik, MEW 20, 498. „Die Frage, ob dem
menschlichen Denken gegenständliche Wahrheit zukomme – ist keine Frage der
Theorie, sondern eine praktische Frage. In der Praxis muss der
Mensch die Wahrheit, i. e. Wirklichkeit und Macht, ... beweisen. Der
Streit über die Wirklichkeit (= Wahrheit) oder Nichtwirklichkeit
(= Unwahrheit) des Denkens – das von der Praxis isoliert ist – ist
eine rein scholastische Frage.“ K. Marx, Thesen über
Feuerbach, MEW 3, 5. 2. Die produktive
Anwendung der Wissenschaft verschafft uns größere
Freiheit und Selbstbestimmung „Freiheit besteht ...
in der auf Erkenntnis der Naturnotwendigkeiten gegründeten Herrschaft über
uns selbst und über die äußere Natur; sie ist damit notwendig ein Produkt
der geschichtlichen Entwicklung. Die ersten, sich vom
Tierreich sondernden Menschen war in allem Wesentlichen so unfrei wie die
Tiere selbst; aber jeder Fortschritt in der Kultur (und damit in dem
Wissen, über das eine Gesellschaft verfügte,) war ein Schritt zur
Freiheit. An der Schwelle der Mensch-heitsgeschichte steht die Entdeckung
der Verwandlung von mecha-nischer Bewegung in Wärme: die Erzeugung des
Reibfeuers; am Abschluss der bisherigen Entwicklung steht die Entwicklung
der Verwandlung von Wärme in mechanische Bewegung: die Dampf-maschine.
... Das Reibfeuer gab dem Menschen zum ersten Mal die Herrschaft über eine Naturkraft und trennte ihn damit endgültig vom Tierreich. Mit Hilfe der Dampfmaschine und aller sich an sie anlehnenden Produktiv-kräfte wird ein Gesellschaftszustand ermöglicht, worin es keine Klassenunterschiede, keine Sorgen um die individuellen Existenzmittel mehr gibt, und worin von wirklicher menschlicher Freiheit, von einer Existenz in Harmonie mit den erkannten Naturgesetzen zum ersten Mal die Rede sein kann.“ F. Engels, Anti-Dühring, MEW 20, 106f. „... Wenn die Tiere eine dauerhafte Einwirkung auf ihre Umgebung ausüben, so geschieht dies unabsichtlich und ist, für diese Tiere selbst, etwas Zufälliges. Je mehr die Menschen sich aber vom Tier entfernen, desto mehr nimmt ihre Einwirkung auf die Natur den Charakter vorbedachter, planmäßiger, auf bestimmte, vorher bekannte Ziele gerichteter Handlung an. Das Tier vernichtet die Vegetation eines Landstrichs, ohne zu wissen, was es tut. Der Mensch vernichtet sie, um in den freigewordenen Boden Feldfrüchte zu säen oder Bäume und Reben zu pflanzen, von denen er weiß, dass sie ihm ein Vielfaches der Aussaat einbringen werden.“ F. Engels, Menschwerdung des Affen, MEW 20, 451. „Die Arbeit ist
zunächst ein Prozess zwischen Mensch und Natur, ein Prozess, worin der
Mensch seinen Stoffwechsel mit der Natur durch seine eigene Tat
vermittelt, regelt und kontrolliert. Er tritt dem Naturstoff selbst als
eine Naturmacht gegenüber. Die seiner Leiblichkeit angehörigen
Naturkräfte, Arme und Beine, Kopf und Hand, setzt er in Bewegung, um sich
den Naturstoff in einer für sein eigenes Leben brauchbaren Form
anzueignen. Indem er durch diese Bewegung auf die Natur außer ihm wirkt und sie verändert, verändert er zugleich seine eigene Natur. Er entwickelt die in ihr schlummernden Potenzen und unterwirft das Spiel ihrer Kräfte seiner eigenen Botmäßigkeit.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 192. „Die Produktivkraft
der Arbeit ist durch mannigfache Umstände bestimmt, unter anderen durch
den Durchschnittsgrad des Geschickes der Arbeiter, die Entwicklungsstufe
der Wissenschaft und ihrer technologischen Anwendbarkeit, die
gesellschaftliche Kombination des Produktionsprozesses, den Umfang und die
Wirkungsfähigkeit der Produktionsmittel und durch Naturverhältnisse.“
K. Marx,
Kapital I, MEW 23, 54. 3. Wissenschaft ist
Teil der menschlichen Geschichte Erstes Medium der Wissenschaft war die menschliche Sprache,
mit der Einzelwissen gesammelt und analysiert werden konnte. Mit der
Erfindung der Schrift wuchs dieser gesellschaftliche Schatz des
kollektiven, gesellschaftlichen Wissens. „Wie die Menschen
ursprünglich aus dem Tierreich – im engeren Sinne – heraustreten, so
treten sie in die Geschichte ein: noch halb Tiere, roh, noch ohnmächtig
gegenüber den Kräften der Natur, noch unbekannt mit ihren eigenen; daher
arm wie die Tiere und kaum produktiver als sie.“ F. Engels,
Anti-Dühring, MEW 20, 166. „Es hängt lediglich
von der Ausdehnung des Verkehrs ab, ob die an einem Ort gewonnenen
Produktivkräfte namentlich Erfindungen, für die spätere Entwicklung
verloren gehen oder nicht. Solange noch kein über
die unmittelbare Nachbarschaft hinausgehender Verkehr existiert, muss jede
Erfindung an jedem Ort besonders gemacht werden, und bloße Zufälle,
wie Einfälle barbarischer Völker, selbst gewöhnliche Kriege,
reichen hin, ein Land mit entwickelten Produktivkräften und Bedürfnissen
dahin zu bringen, dass es wieder von vorne anfangen muss. In der
anfänglichen Geschichte musste jede Erfindung täglich neu und an jedem
Ort unabhängig gemacht werden ... Erst wenn der Verkehr zum Weltverkehr geworden ist und die große Industrie zur Basis hat, ist die Dauer der gewonnenen Produktivkräfte gesichert.“ K. Marx, MEW 3, 54. „Die Entwicklung der
Wissenschaft allein – i. e. der solidesten Form des Reichtums, sowohl
Produkt wie Produzent desselben – war hinreichend diese antiken
Gemeinwesen aufzulösen. Die Entwicklung der Wissenschaft, dieses ideellen
und zugleich praktischen Reichtums, ist aber nur eine Seite, eine Form,
worin die Entwicklung der menschlichen Produktivkräfte, i. e. des
Reichtums erscheint. Ideell betrachtet reichte die Auflösung einer
bestimmten Bewusstseinsform hin, um eine ganze Epoche zu töten. Reell
entspricht diese Schranke des Bewusstseins einem bestimmten Grad der
Entwicklung der materiellen Produktiv-kräfte und daher des Reichtums.“
K. Marx,
Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 439. „Nicht das tropische
Klima mit seiner überwuchernden Vegetation, sondern die gemäßigte Zone ist
das Mutterland des Kapitals. Es ist nicht die absolute Fruchtbarkeit des
Bodens, sondern seine Differenzierung, die Mannigfaltigkeit seiner
natürlichen Produkte, welche die Naturgrundlage der gesellschaftlichen
Teilung der Arbeit bildet, und den Menschen durch den Wechsel der
Naturumstände, innerhalb deren er haust, zur Vervielfältigung
seiner eigenen Bedürfnisse, Fähigkeiten, Arbeitsmittel und Arbeitsweisen
spornt. Die Notwendigkeit,
eine Naturkraft gesellschaftlich zu kontrollieren, damit hauszuhalten, sie
durch Werke von Menschenhand auf großem Maßstab erst anzueignen oder zu
zähmen, spielt die entscheidendste Rolle in der Geschichte der Industrie.“
K. Marx,
Kapital I, MEW 23, 536f. „Wie aber der Mensch
eine Lunge zum Atmen braucht, braucht er ein ‚Gebilde von Menschenhand‘,
um Naturkräfte produktiv zu konsumieren. Ein Wasserrad ist nötig, um die
Bewegungskraft des Wassers, eine Dampfmaschine, um die Elastizität des
Dampfs auszubeuten. Wie mit den Naturkräften verhält es sich mit der Wissenschaft. Einmal entdeckt, kostet das Gesetz über die Abweichung der Magnetnadel im Wirkungskreise eines elektrischen Stroms oder über die Erzeugung von Magnetismus im Eisen, um das ein elektrischer Strom kreist, keinen Deut. Aber zur Ausbeutung dieser Gesetze für Telegrafie usw. bedarf es eines sehr kostspieligen und weitläufigen Apparates.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 407. „Die Natur baut keine
Maschinen, keine Lokomotiven, Eisenbahnen, Telegraphen, Spinnautomaten
etc. Sie sind Produkte der menschlichen Industrie; natürliches Material,
verwandelt in Organe des menschlichen Willens über die Natur oder seiner
Betätigung in der Natur. Sie sind von der menschlichen Hand geschaffene
Organe des menschlichen Hirns; vergegenständliche
Wissenskraft. Die Entwicklung des
fixen Kapitals (Technologie, Maschinerie, Gebäude etc.) zeigt an,
bis zu welchem Grad das allgemeine gesell-schaftliche Wissen ... zur
unmittelbaren Produktivkraft geworden ist und daher die
Bedingungen des gesellschaftlichen Lebensprozesses selbst unter die
Kontrolle des general intellect (Verstandes einer Gesellschaft)
gekommen, und ihm gemäß umgeschaffen sind. Sie zeigt an, bis zu welchem Grad die gesellschaftlichen Produktivkräfte produziert sind, nicht nur in der Form des Wissens, sondern als unmittelbare Organe der gesellschaftlichen Praxis; des realen Lebensprozesses.“ K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 594. „Die sozialen
Verhältnisse sind eng verknüpft mit den Produktivkräften. Mit der
Erwerbung neuer Produktivkräfte verändern die Menschen ihre
Produktionsweise, und mit der Veränderung der Produktionsweise, der Art,
ihren Lebensunterhalt zu gewinnen, verändern sie alle ihre
gesell-schaftlichen Verhältnisse. Die Handmühle ergibt
eine Gesellschaft mit Feudalherren, die Dampfmühle eine Gesellschaft mit
industriellen Kapitalisten. ... Wir leben inmitten einer beständigen Bewegung des Anwachsens der Produktivkräfte, der Zerstörung sozialer Verhältnisse, der Bildung von neuen Ideen; ...“ K. Marx, Elend der Philosophie, 4, 130. „Die Entwicklung
der Wissenschaft, besonders der Naturwissenschaft, und mit ihr
aller anderen, steht selbst wieder im Verhältnis zur Entwicklung der
materiellen Produktion.“ K. Marx, Grundrisse
der Kritik der politischen Ökonomie, 592. 3.1. Die industrielle
Produktionsweise gab den Wissenschaften großen Auftrieb und ein riesiges
Arbeits- und Experimentierfeld „Die Bourgeoisie hat in ihrer kaum hundertjährigen Klassenherrschaft massenhaftere und kolossalere Produktionskräfte geschafften als alle vergangenen Generationen zusammen. Unterjochung der Naturkräfte, Maschinerie, Anwendung der Chemie auf Industrie und Ackerbau, Dampfschifffahrt, Eisenbahnen, elektrische Telegrafen, Urbarmachung ganzer Weltteile, Schiffbarmachung der Flüsse, ganze aus dem Boden hervorgestampfte Bevölkerungen – welches frühere Jahrhundert ahnte, dass solche Produktionskräfte im Schoß der gesellschaftlichen Arbeit schlummerten.“ K. Marx, Kommunistisches Manifest, MEW 4, 467. „Die Entwicklung der Produktivkräfte der gesellschaftlichen Arbeit ist die historische Aufgabe und Berechtigung des Kapitals. Eben damit schafft es unbewusst die materiellen Bedingungen einer höheren Produktionsform.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 269. „Es ist eines der
großen Resultate der kapitalistischen Produktions-weise, dass sie ... die
Landwirtschaft aus einem bloß empirischen und mechanisch sich
forterbenden Verfahren des unentwickelsten Teils der Gesellschaft in
bewusste wissenschaftliche Anwendung der Agronomie verwandelt, soweit dies
überhaupt innerhalb der mit dem Privateigentum gegebenen Verhältnisse
möglich ist; ...“ K. Marx, Kapital III,
MEW 25, 630. 3.2. Moderne
Technologie ist vergegenständlichte Wissenschaft „Als Maschinerie
erhält das Arbeitsmittel eine materielle Existenz-weise, welche Ersetzung
der Menschenkraft durch Naturkräfte und erfahrungsmäßiger Routine durch
bewusste Anwendung der Natur-wissenschaft bedingt.“ K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 407. „Es ist nicht mehr der
Arbeiter, der einen modifizierten Naturgegen-stand als Mittelglied
und Werkzeug zwischen das Objekt und sich einschiebt; sondern den
Naturprozess, den er in einen industriellen umwandelt, schiebt er als
Mittel zwischen sich und die unorganische Natur, deren er sich
bemeistert. Er tritt neben den Produktionsprozess, statt sein Hauptagent zu sein.“ K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, S. 592f. „Der Fabrikant, der mit der Dampfmaschine arbeitet, wendet auch Naturkräfte an, die ihm nichts kosten, die aber die Arbeit produktiver machen ... Der Fabrikant zahlt die Kohlen, aber nicht die Fähigkeit des Wassers, seinen Aggregatzustand zu ändern, in Dampf überzugehen, nicht die Elastizität des Dampfs usw. Diese Monopolisierung der Naturkräfte, d. h. der durch sie bewirkten Steigerung der Arbeitskraft, ist allem Kapital gemeinsam, das mit Dampfmaschinen arbeitet. ... die gesteigerte Produktivkraft der Arbeit ist hier der Anwendung einer Naturkraft geschuldet ...“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 656. „Von dem Naturstoff abgesehen, können Naturkräfte, die nichts kosten, als Agenten dem Produktionsprozess mit stärkerer oder schwächerer Wirksamkeit einverleibt werden. Der Grad ihrer Wirksamkeit hängt von Methoden und wissenschaftlichen Fortschritten ab, die dem Kapitalisten nichts kosten.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 356. „In dem Maße aber, wie die große Industrie sich entwickelt, wird die Schöpfung des wirklichen Reichtums abhängig weniger von der Arbeitszeit und der Menge angewandter Arbeit, als von der Macht der treibenden Kräften, die während der Arbeitszeit in Bewegung gesetzt werden und die selbst wieder – ihre große Wirksamkeit – selbst wieder in keinem Verhältnis steht zur unmittelbaren Arbeitszeit, die ihre Produktion kostet, sondern vielmehr abhängt von allgemeinen Stand der Wissenschaft und dem Fortschritt der Technologie.“ K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 592. Moderne Technologie
ist
„die Akkumulation des Wissens und des Geschicks, der allgemeinen
Produktivkräfte des gesellschaftlichen Hirns ...“ K. Marx, Grundrisse
der Kritik der politischen Ökonomie, 586. „Die Maschinerie ...
entwickelt (sich) mit der Akkumulation der gesellschaftlichen
Wissenschaft, Produktivkraft überhaupt ...“ K. Marx, Grundrisse
der Kritik der politischen Ökonomie, 586. „Das Prinzip des
Maschinenbetriebs, den Produktionsprozess in seine konstituierenden Phasen
zu analysieren und die so gegebenen Probleme durch Anwendung der Mechanik,
Chemie usw., kurz der Natur-wissenschaften zu lösen, wird überall
bestimmend.“ K. Marx, Kapital
I, MEW 23, 485. 3.3. Die moderne
Technologie scheint nur das Verdienst des Kapitals zu sein und für den
Verdienst der Kapitalisten da zu sein „... In der Maschine erscheint die realisierte Wissenschaft als Kapital den Arbeitern gegenüber. Und in der Tat erscheinen alle diese auf gesellschaftlicher Arbeit begründete Anwendung von Wissenschaft, Naturkraft und Produkten der Arbeit in großen Massen ja selbst nur als Ausbeutungsmittel der Arbeit, als Mittel, Mehrarbeit anzueignen, daher als dem Kapital angehörige Kräfte gegenüber der Arbeit. Das Kapital wendet natürlich alle diese Mittel nur an, um die Arbeit auszubeuten, aber um sie auszubeuten, muss es sie auf die Produktion anwenden, Und so erscheint die Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkräfte der Arbeit und die Bedingungen dieser Entwicklung als Tat des Kapitals, zu der sich der einzelne Arbeiter nicht nur passiv verhält, sondern die im Gegensatz zu ihm vorgehen.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert I, MEW 26.1, 367f. „Alle Fortschritte der Zivilisation daher, oder in anderen Worten alle Vermehrung der gesellschaftlichen Produktivkräfte, meinetwegen auch Produktivkräfte der Arbeit selbst, –wie sie resultieren von Wissen-schaft, Erfindungen, Teilung und Kombination der Arbeit, verbesserten Kommunikationsmitteln, Schaffen des Weltmarkts, Maschinerie etc. – bereichern nicht den Arbeiter, sondern das Kapital;“ K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 215. „Jene Entwicklung der Produktivkraft führt sich in letzter Instanz immer zurück auf den gesellschaftlichen Charakter der in Tätigkeit gesetzten Arbeit; auf die Teilung der Arbeit innerhalb der Gesellschaft; auf die Entwicklung der geistigen Arbeit, namentlich der Naturwissenschaft. Was der Kapitalist hier benutzt sind die Vorteile des gesamten Systems der gesellschaftlichen Arbeitsteilung.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 92. „Eine andere Produktivkraft, die ihm nichts kostet, ist die wissen-schaftliche Kraft. (Dass es immer eine gewisse Abgabe zahlen muss für Pfaffen, Schulmeister und Gelehrte, sie mögen große oder kleine wissenschaftliche Kraft entwickeln, versteht sich von selbst.)“ K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 651. „Bei dem heutigen Stand der Produktion produziert die menschliche Arbeitskraft nicht nur in einem Tag einen größeren Wert, als sie selbst besitzt und kostet; mit jeder neuen wissenschaftlichen Entdeckung, mit jeder neuen technischen Erfindung steigert sich dieser Überschuss ihres Tagesprodukts über ihre Tageskosten, verkürzt sich also derjenige Teil des Arbeitstages, worin der Arbeiter den Ersatz seines Tageslohns herausarbeitet, und verlängert sich also andererseits derjenige Teil des Arbeitstages, worin er dem Kapitalisten seine Arbeit schenken muss, ohne dafür bezahlt zu werden.“ F. Engels, Einleitung zu „Lohnarbeit und Kapital“, MEW 6, 598. „‚Kapitalistische‘
Aneignung und ‚persönliche‘ Aneignung, sie es von Wissenschaft, sei es von
materiellem Reichtum, sind aber ganz und gar disparate
Dinge. Dr. Ure (brit.
Ökonom) selbst bejammerte die grobe Unbekanntschaft seiner lieben,
Maschinen ausbeutenden Fabrikanten mit der Mechanik, und Liebig
weiß von der haarsträubenden Unwissenheit der englischen chemischen
Fabrikanten in der Chemie zu erzählen.“ K. Marx, Kapital
I, MEW 23, 407f. Anm. 108. 4. Wissenschaftliche
Tätigkeit ist nur produktiv und „allgemeine Arbeit“, wenn ihre Ergebnisse
für die Gesellschaft nutzbar zu machen sind „Nebenbei bemerkt, ist
zu unterscheiden zwischen allgemeiner Arbeit und gemeinschaftlicher
Arbeit. Beide spielen im Produktionsprozess ihre Rolle, beide gehen
ineinander über, aber beide unterscheiden sich auch. Allgemeine Arbeit ist
alle wissenschaftliche Arbeit, alle Entdeckung, alle Erfindung. Sie ist
bedingt teils durch Kooperation mit Lebenden, teils durch Benutzung der
Arbeiten Früherer. Gemeinschaftliche Arbeit unterstellt die unmittelbare
Kooperation der Individuen.“ K. Marx, Kapital III,
MEW 25, 113f. 4.1. Innerhalb der
Wissenschaft setzt sich zunehmend Kooperation und direkter Kontakt zur
materiellen Produktion durch Die Verhältnisse, die Marx vor Augen hatte, waren die des
selb-ständigen Privatgelehrten, eines Angehörigen des traditionellen
Mittelstandes. Heute sind die Wissenschaftler längst zu Lohn-arbeitern
geworden. Und der Teil dieser wissenschaftlichen Lohn-arbeitern, der an
staatlichen Einrichtungen arbeitet, wird immer
geringer. „Z. B. in der Wissenschaft kann ein ,Einzelner‘ die allgemeine Angele-genheit vollbringen, und es sind immer Einzelne, die sie vollbringen.“ K. Marx, Hegelsches Staatsrecht, MEW 1, 267. „Allein auch wenn ich wissenschaftlich etc. tätig bin, eine Tätigkeit, die ich selten in unmittelbarer Gemeinschaft mit anderen ausführen kann, so bin ich gesellschaftlich, weil als Mensch tätig. Nicht nur das Material meiner Tätigkeit ist mir – wie selbst die Sprache, in der der Denker tätig ist – als gesellschaftliches Produkt gegeben, mein eigenes Dasein ist gesellschaftliche Tätigkeit; darum das, was ich aus mir mache, ich aus mir für die Gesellschaft mache und mit dem Bewusstsein meiner als eines gesellschaftlichen Wesens.“ K. Marx, Ökonomisch-philosophische Manuskripte, MEW 40, 538. „Eine kritische Geschichte der Technologie würde überhaupt nach-weisen, wie wenig irgendeine Erfindung des 18. Jahrhunderts einem einzelnen Individuum gehört.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 392, Anm. 89. „Die ‚fremde‘ Wissenschaft wird dem Kapital einverleibt wie fremde Arbeit.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 407f. Anm. 108. „Das Produkt der
geistigen Arbeit – die Wissenschaft – steht immer tief unter ihrem Wert.
Weil die Arbeitszeit, die nötig ist, um sie zu reproduzieren, in gar
keinem Verhältnis steht zu der Arbeitszeit, die zu ihrer
Originalproduktion erforderlich ist. Z. B. den binomischen Lehrsatz kann
ein Schuljunge in einer Stunde lernen.“ K. Marx, Theorien über
den Mehrwert I, MEW 26.1, 329. 4.2.
Wissenschaftsbetrieb als Selbst- oder
Privatzweck? „Dass Erfindungen und
Entdeckungen in manchen Fällen die Produktivkraft der Arbeit steigern (in
sehr vielen Fällen aber auch nicht, wie die massenhafte Archivmakulatur
aller Patentämter der Welt beweist), das haben wir längst gewusst.“
F.
Engels, Anti-Dühring, MEW 20, 205. „Wir hatten von vornherein keinen besonderen Respekt vor diesen Meistern der Wissenschaft, deren Hauptwissenschaft darin besteht, dass sie einander und sich selbst fortwährend mit der größten Seelenruhe widersprechen.“ F. Engels, Ökonomischer Kongress, MEW 4, 291. „Nur dadurch, dass man an die Stelle der sich widersprechenden Dogmen die sich widersprechenden Tatsachen und die realen Gegensätze stellt, die ihren verborgenen Hintergrund bilden, kann man die politische Ökonomie in eine positive Wissenschaft verwandeln.“ K. Marx, Brief an Engels, (1868), MEW 32, 181. „Das Verfahren unseres Professors Müller ist für die Romantik in allen Fächern charakteristisch. Ihr Inhalt besteht in Alltagsvorurteilen, abgeschöpft von dem oberflächlichsten Schein der Dinge. Dieser falsche und triviale Inhalt soll dann durch eine mystifizierende Ausdrucksweise ‚erhöht‘ und poetisiert werden.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 411. „Freiheit der Wissenschaft heißt, dass man über alles schreibt, was man nicht gelernt hat, und dies für die einzig streng wissenschaftliche Methode ausgibt. ... Höheres Blech in der Poesie, in der Philosophie, in der Politik, in der Ökonomie, in der Geschichtsschreibung, höheres Blech im Hörsaal und in den Parlamenten, höheres Blech überall, höheres Blech mit dem Anspruch auf Überlegenheit und Gedankentiefe ..., höheres Blech das charakteristischste und massenhafteste Produkt der deutschen intellektuellen Industrie, billig aber schlecht, ganz wie andere deutsche Fabrikate ...“ F. Engels, Anti-Dühring, MEW 20, 6f. Siehe auch die Artikel: |
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Zur
Zitierweise: Wo es dem Verständnis dient, wurden veraltete
Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenbeispiele zum
Beispiel in Arbeitszeitberechnungen modernisiert und der Euro als
Währungseinheit verwendet. Dass es Karl Marx in Beispielrechnungen weder
auf absolute Größen noch auf Währungseinheiten ankam, darauf hatte er
selbst hingewiesen: „Die Zahlen mögen Millionen Mark, Franken oder Pfund
Sterling bedeuten.“ Kapital II, MEW 24, 396. Alle modernisierten Begriffe und Zahlen sowie erklärende Textteile, die nicht wörtlich von Karl Marx stammen, stehen in kursiver Schrift. Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Auslassungspunkte kenntlich gemacht. Hervorhebungen von Karl Marx sind normal fett gedruckt. Die Rechtschreibung folgt der Dudenausgabe 2000. Quellenangaben verweisen auf die Marx-Engels-Werke, (MEW), Berlin 1956ff. |