Gewalt
1. Gewalt war
immer eine unvermeidliche historische Begleiterscheinung
gesellschaftlicher Konflikte „Der Krieg war
früher ausgebildet wie der Frieden; ...“ K. Marx, Grundrisse
der Kritik der politischen Ökonomie, 29. „In der wirklichen
Geschichte spielen bekanntlich Eroberung, Unterjochung, Raubmord, kurz
Gewalt die große Rolle. In der sanften politischen Ökonomie herrschte von
jeher die Idylle.“ K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 742. „Die einzige Schranke,
die das Gemeinwesen finden kann in seinem Verhalten zu den natürlichen
Produktionsbedingungen – der Erde – (wenn wir gleich zu den ansässigen
Völkern überspringen) als den seinen, ist ein anderes
Gemeinwesen, das sie schon ... in Anspruch
nimmt. Der Krieg ist
daher eine der ursprünglichsten Arbeiten jedes dieser naturwüchsigen
Gemeinwesen, sowohl zur Behauptung des Eigentums, als zum Neuerwerb
desselben.“ K. Marx, Grundrisse
der Kritik der politischen Ökonomie, 390f.
Dies ist z. B. das
Bild, das uns die Epen Homers überliefern. „Die (Staats-)Gewalt ist der Geburtshelfer jeder alten Gesellschaft, die mit einer neuen schwanger geht. Sie selbst ist eine ökonomische Potenz.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 779.
2. Jede Staatsgewalt
hat die Gewalt der Volksmassen zur Voraussetzung „Es gibt in der
Politik nur zwei entscheidende Mächte: die organisierte Staatsgewalt, die
Armee, und die unorganisierte, elementare Gewalt der Volksmassen.“
F.
Engels, Gewalt, MEW 21, 431. „Wir müssen den
Regierungen erklären: Wir wissen, dass ihr die bewaffnete Macht seid, die
gegen die Proletarier gerichtet ist; wir werden auf friedlichem Wege gegen
euch vorgehen, wo uns das möglich sein wird, und mit den Waffen, wenn es
notwendig werden sollte.“ K. Marx,
Sitzungsprotokoll der IAA, 21.9.1871, MEW 17, 652 „Versucht muss werden,
vorderhand mit den gesetzlichen Kampfmitteln auszukommen. Das tun nicht
nur wir, das tun alle Arbeiterparteien aller Länder, wo die Arbeiter ein
gewisses Maß gesetzlicher Bewegungs-freiheit haben, und zwar aus dem
einfachen Grund, weil dabei am meisten für sie herauskommt. Das hat aber
zur Voraussetzung, dass die Gegenpartei ebenfalls gesetzlich verfährt.
Versucht man, sei es durch neue Ausnahmegesetze, durch rechtswidrige
Urteile und Reichs-gerichtspraxis, durch Polizeiwillkür oder durch sonst
ungesetzliche Übergriffe der Exekutive, unsere Partei wieder tatsächlich
außerhalb des gemeinen Rechts zu stellen, so treibt man die deutsche
Sozial-demokratie abermals auf den ungesetzlichen Weg als den einzigen,
der ihr noch offen steht. Selbst bei der
gesetzliebendsten Nation, den Engländern, ist die erste Bedingung der
Gesetzlichkeit von Seiten des Volks die, dass die anderen Machtfaktoren
ebenfalls in den Schranken des Gesetzes bleiben; geschieht das nicht, so
ist nach englischer Rechtsanschauung Rebellion erste Bürgerpflicht.“
F.
Engels, Abschiedsbrief an den „Sozialdemokrat“, 1890, MEW 22,
78. „Wie oft haben die
Bourgeois uns nicht zugemutet, wir sollten unter allen Umständen auf den
Gebrauch revolutionärer Mittel verzichten und innerhalb der gesetzlichen
Grenzen bleiben ... Leider sind wir nicht in der Lage, den Herren
Bourgeois diesen Gefallen zu tun. Was aber nicht verhindert, dass in
diesem Augenblick nicht wir diejenigen sind, die ‚die Gesetzlichkeit
kaputt macht‘. ... Viel näher liegt die Frage, ob es nicht gerade die
Bourgeois und ihre Regierung sind, die Gesetz und Recht verletzen werden,
um uns durch die Gewalt zu zermalmen? Wir werden das abwarten. Inzwischen:
,Schießen Sie gefälligst zuerst, meine Herren‘ Bourgeois! Kein Zweifel,
sie werden zuerst schießen.“ F. Engels, Sozialismus
in Deutschland, MEW 22, 251. „Wenn die Regierung
des Tages die bestehenden Gesetze anwendet, um sich ihrer Gegner zu
entledigen, so tut sie, was jede Regierung tut. ... Nur in Deutschland
kann es noch vorkommen, dass man von einer Partei verlangt, sie solle sich
durch den bestehenden so genannten Rechts-zustand nicht nur tatsächlich,
sondern auch moralisch gebunden halten; sie solle im Voraus versprechen:
Was auch kommen möge, sie wolle diesen von ihr bekämpften Rechtszustand
nicht umwerfen, selbst wenn sie es könne. Mit anderen Worten, sie solle
sich verpflichten, die bestehende Ordnung am Leben zu erhalten in alle
Ewigkeit.“ F. Engels, „Marx vor
den Kölner Geschworenen“, MEW 21, 202. „Ich bin der Ansicht,
dass Ihr nichts dadurch gewinnt, wenn Ihr den absoluten Verzicht aufs
Dreinschlagen predigt. Glauben tut’s kein Mensch, und keine Partei
irgendeines Landes geht so weit, auf das Recht zu verzichten, der
Ungesetzlichkeit mit den Waffen in der Hand zu widerstehen.“ F. Engels, Brief an
Fischer (1895), MEW 39, 424. Es „ist mir als
Revolutionär jedes Mittel recht, das zum Ziel führt, das gewaltsamste,
aber auch das scheinbar zahmste. Eine solche Politik erfordert Einsicht
und Charakter ...“ F. Engels, Brief an
Trier (1889), MEW 37, 327. „Überhaupt handelt es sich nicht um die Frage, ob das Proletariat, wenn es zur Macht gelangt, die Produktionsinstrumente, Rohstoffe und Lebensmittel einfach gewaltsam in Besitz nimmt, ob es sofort Entschädigung dafür zahlt oder das Eigentum daran durch langsame Ratenzahlungen ablöst. Eine solche Frage im Voraus und für alle Fälle beantworten zu wollen, hieße Utopien fabrizieren und das überlasse ich anderen.“ F. Engels, Wohnungsfrage, MEW 18, 282.
Siehe auch die Artikel: Friedlicher Übergang zum Kommunismus
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Zur
Zitierweise: Wo es dem Verständnis dient, wurden veraltete
Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenbeispiele zum
Beispiel in Arbeitszeitberechnungen modernisiert und der Euro als
Währungseinheit verwendet. Dass es Karl Marx in Beispielrechnungen weder
auf absolute Größen noch auf Währungseinheiten ankam, darauf hatte er
selbst hingewiesen: „Die Zahlen mögen Millionen Mark, Franken oder Pfund
Sterling bedeuten.“ Kapital II, MEW 24, 396. Alle modernisierten Begriffe und Zahlen sowie erklärende Textteile, die nicht wörtlich von Karl Marx stammen, stehen in kursiver Schrift. Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Auslassungspunkte kenntlich gemacht. Hervorhebungen von Karl Marx sind normal fett gedruckt. Die Rechtschreibung folgt der Dudenausgabe 2000. Quellenangaben verweisen auf die Marx-Engels-Werke, (MEW), Berlin 1956ff. |