Gewissen ... Das Gewissen
hängt mit dem Wissen und der ganzen Daseinsweise eines Menschen
zusammen. Ein Demokrat
hat ein anderes Gewissen als ein Monarchist, ein Besitzender ein
anderes Gewissen als ein Besitzloser, ein Denkender ein anderes als ein
Gedankenloser. ... Das Gewissen der
Privilegierten ist eben ein privilegiertes Gewissen. K. Marx, Neue
Rheinische Zeitung, MEW 6, 130. Das Kapital, das so
gute Gründe hat, die Leiden der es umgebenden Arbeitergeneration zu
leugnen, wird in seiner praktischen Bewegung durch die Aussicht auf
zukünftige Verfaulung der Menschheit und schließlich doch unaufhaltsame
Entvölkerung so wenig und so viel bestimmt als durch den möglichen Fall
der Erde in die Sonne. In jeder
Aktienschwindelei weiß jeder, dass das Unwetter einmal einschlagen muss,
aber jeder hofft, dass es das Haupt seines Nächsten trifft, nachdem er
selbst den Goldregen aufgefangen und in Sicherheit gebracht
hat. Nach mir die
Sintflut! ist der Wahlruf jedes
Kapitalisten und jeder Kapitalistennation. Das Kapital ist daher
rücksichtslos gegen Gesundheit und Lebensdauer des Arbeiters, wo es nicht
durch die Gesellschaft zur Rücksicht gezwungen wird. Der Klage über
physische und geistige Verkümmerung, vorzeitigen Tod, Tortur der
Überarbeit, antwortet es: Sollte diese Qual uns quälen, da sie unsere Lust
(den Profit) vermehrt? Im Großen und Ganzen hängt dies aber auch nicht vom guten oder bösen Willen des einzelnen Kapitalisten ab. Die freie Konkurrenz macht die immanenten Gesetze der kapitalistischen Produktion dem einzelnen Kapitalisten gegenüber als äußerliches Zwangsgesetz geltend. K. Marx, Kapital I, MEW 23, 285f. Wir haben die
fatalistischen Ökonomen, die in ihrer Theorie ebenso
gleichgültig gegen das sind, was sie die Übelstände der bürgerlichen
Produktionsweise nennen, wie die Bourgeois selbst es in der Praxis sind
gegenüber den Leiden der Proletarier, die ihnen die Reichtümer erwerben
helfen. ... Die Ökonomen, wie Adam
Smith und Ricardo, ... haben lediglich die Mission, nachzuweisen, wie der
Reichtum unter den Verhältnissen der bürgerlichen Produktion erworben
wird, diese Verhältnisse in Kategorien, in Gesetze zu formulieren und
nachzuweisen, um wie viel diese Gesetze, diese Kategorien für die
Produktion der Reichtümer überlegen sind den Gesetzen und Kategorien der
feudalen Gesellschaft. Das Elend ist in ihren
Augen nur der Schmerz, der jede Geburt begleitet, in der Natur wie in der
Industrie. ... Es kommt alsdann die
humanitäre Schule, welche sich die schlechte Seite der
heutigen Produktionsverhältnisse zu Herzen nimmt. Diese sucht, um ihr
Gewissen zu beruhigen, die wirklichen Kontraste, so gut es eben geht, zu
bemänteln; sie beklagt aufrichtig
die Not des Proletariats, die zügellose Konkurrenz der Bourgeois unter
sich; sie rät den Arbeitern, mäßig zu sein, fleißig zu arbeiten und wenig
Kinder zu zeugen; sie empfiehlt den Bourgeois Überlegung in ihrem
Produktionseifer. K. Marx, Elend
der Philosophie, MEW 4, 141f. Siehe auch den Artikel:
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Zur
Zitierweise: Wo es dem Verständnis dient, wurden veraltete
Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenbeispiele zum
Beispiel in Arbeitszeitberechnungen modernisiert und der Euro als
Währungseinheit verwendet. Dass es Karl Marx in Beispielrechnungen weder
auf absolute Größen noch auf Währungseinheiten ankam, darauf hatte er
selbst hingewiesen: Die Zahlen mögen Millionen Mark, Franken oder Pfund
Sterling bedeuten. Kapital II, MEW 24, 396. Alle modernisierten Begriffe und Zahlen sowie erklärende Textteile, die nicht wörtlich von Karl Marx stammen, stehen in kursiver Schrift. Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Auslassungspunkte kenntlich gemacht. Hervorhebungen von Karl Marx sind normal fett gedruckt. Die Rechtschreibung folgt der Dudenausgabe 2000. Quellenangaben verweisen auf die Marx-Engels-Werke, (MEW), Berlin 1956ff. |