Silberproduktion im antiken Spanien

  • Der Grieche Herodot (480 - 425 v. Chr.) berichtet im Jahr 450 v. Chr. von einem sagenhaften Land Tartessos, berühmt für seinen sagenhaften Reichtum an Silber. Herodots Wissen beruhte jedoch auf ca. 200 Jahre alten Quellen und Tartessos gab es zu seiner Zeit schon lange nicht mehr.

    Metallhandel zwischen der iberischen Halbinsel und dem östlichen Mittelmeer spielte in der Bronzezeit schon eine bedeutende Rolle. Seit dem Zusammenbruch der Bronzekulturen im östlichen Mittelmeer kontrollierten die Phönizier die Seewege im Mittelmeer, wahrscheinlich auch den Silberabbau in Spanien.





    Herrschaft über Spanien wurde zum ersten Ziel der römischen Expansion über die italische Halbinsel hinaus. Vor allem wollten sie in den Besitz der phönizischen Silberbergwerke in Turdetanien zu kommen, welches von der Algarve bis zur Sierra Morena reichte und etwa der heutigen Region Andalusien entspricht. Mit dem spanischen Silber finanzierte Hannibal seine Feldzüge gegen Rom. Plinius schrieb 200 Jahre später, dass die Grube von Baebelo Hannibal „jeden Tag dreihundert Pfund Silber geliefert“ habe.

    Im 2. Punischen Krieg entrissen die Römer den Karthagern die iberische Halbinsel. Seit dieser Zeit war Spanien Roms wichtigster Silberlieferant. Strabon schrieb um die Zeitenwende, „... dass es auf der Welt kein Gebiet so reich an Gold, Silber, Kupfer und Eisen gäbe, wie die iberische Halbinsel.“ (Strabon III, 2,8).

    Die Römer zwangen gekaufte Sklaven, die Silbererze aus dem Boden zu holen. Strabo berichtete über die Minen von Neu Karthago, dass dort 40.000 Sklaven arbeiten mussten.

    Diodor berichtete: „Später, als die Römer Iberien unter ihre Herrschaft brachten, strömte zu den Bergwerken eine Menge von Menschen aus Italien herbei, die durch ihre Gewinnsucht große Summen daraus zu ziehen suchten. Sie kaufen nämlich Sklaven in großer Zahl, welche sie den Aufsehern über die Arbeiten in den Bergwerken übergeben. Diese öffnen Schächte an verschiedenen Stellen, graben tief in den Boden und suchen die reichhaltigen Adern von Silber und Gold in der Erde auf. Sie fahren nun in die Gruben, setzen die Gruben auf viele Stadien weiter fort, nicht bloß in die Länge, sondern auch in die Tiefe, und führen mancherlei querlaufende und gewundene Gänge in die Schächte.“ (Diodor, 36)

    Unter Tage arbeiteten die Sklaven in kleinen Gruppen aneinandergekettet mit dem Licht von Öllampen und erhielten nur im Austausch für eine bestimmte tägliche Menge Erz Nahrung, Trinkwasser und Kleidung. Die übliche Lebenszeit der Bergleute betrug weniger als ein Jahr. Bei Widersetzlichkeit der Sklaven, wurden die Stollen mit Wasser geflutet und die Bergleute ertränkt.

    „Die Bergewerkssklaven bringen ihren Herrn unglaublich hohe Gewinne, selbst aber sind sie Tag und Nacht in unterirdischen Stollen und zerrütten ihre Gesundheit; viele sterben infolge unerträglich harter Arbeitsbedingungen. Denn keine Unterbrechung oder Arbeitspause gewährt man ihnen bei ihrer Arbeit, im Gegenteil werden sie von ihren Aufsehern gezwungen, in ihrer äußerst harten Arbeit fortzufahren, und so werfen sie in ihrem Unglück ihr Leben fort; einige aber überdauern ihrer physischen wie psychischen Stärke und müssen lange Strapazen erdulden: wegen der Größe dieser Strapazen würden sie lieber tot sein als leben.“ (Diodor 38)


    Karl Marx meinte zur Sklavenarbeit in Bergwerken: „Indes ist klar, dass, wenn in einer ökonomischen Gesellschaftsformation nicht der Tauschwert, sondern der Gebrauchswert des Produkts vorwiegt, die Mehrarbeit durch einen engeren oder weiteren Kreis von Bedürfnissen beschränkt ist, aber kein schrankenloses Bedürfnis nach Mehrarbeit aus dem Charakter der Produktion selbst entspringt.

    Entsetzlich zeigt sich daher im Altertum die Überarbeit, wo es gilt, den Tauschwert in seiner selbständigen Gestalt zu gewinnen, in der Produktion von Gold und Silber. Gewaltsames zu Tod arbeiten ist hier die offizielle Form der Überarbeit. Man lese nur Diodorus Siculus. Doch sind dies Ausnahmen in der alten Welt.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 250.


    Siehe auch: Karl Marx über Sklavenarbeit


    Entwicklung der Warengesellschaft im antiken Griechenland

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