Lohnarbeit

1. Lohnarbeit ist Arbeit für Lohn - Verkauf meiner Arbeitskraft an einen Geldbesitzer, der Nutzer meiner Arbeitskraft wird

 

1.1. Scheinbar ist Lohnarbeit freie Arbeit auf Basis eines freien Vertrags

Der Lohnarbeiter verkauft die Vernutzung seiner Arbeitskraft (den Gebrauchswert seiner Arbeitskraft) und erhält dafür Lohn für seinen Lebensunterhalt (den Preis bzw. Tauschwert seiner Arbeitskraft).

„Unter Arbeitskraft oder Arbeitsvermögen verstehen wir den Inbegriff der physischen und geistigen Fähigkeiten, die in der Leiblichkeit, der lebendigen Persönlichkeit eines Menschen existieren und die er in Bewegung setzt, sooft er Gebrauchswerte irgendeiner Art produziert.

Damit jedoch der kapitalistische Geldbesitzer die Arbeitskraft als Ware auf dem Markt vorfinde, müssen verschiedene Bedingungen erfüllt sein. Der Warenaustausch schließt an und für sich keine anderen Abhängig-keitsverhältnisse ein als die aus seiner eigenen Natur entspringenden. Unter diesen Voraussetzungen kann die Arbeitskraft als Ware nur auf dem Markt erscheinen, sofern und weil sie von ihrem eigenen Besitzer, der Person, deren Arbeitskraft sie ist, als Ware angeboten oder verkauft wird. Damit ihr Besitzer sie als Ware verkaufe, muss er über sie verfügen können, also freier Eigentümer seines Arbeitsvermögens, seiner Person sein.

Er und der Geldbesitzer begegnen sich auf dem Markt und treten in Verhältnis zueinander als ebenbürtige Warenbesitzer, nur dadurch unterschieden, dass der eine Käufer, der andere Verkäufer ist, beide also juristisch gleiche Personen sind. Die Fortdauer dieses Verhältnisses macht es nötig, dass der Eigentümer der Arbeitskraft sie stets nur für bestimmte Zeit verkaufe, denn verkauft er sie in Bausch und Bogen, ein für allemal, so verkauft er sich selbst, verwandelt sich aus einem Freien in einen Sklaven, aus einem Warenbesitzer in einer Ware. Er als Person muss sich beständig zu seiner Arbeitskraft als seinem Eigentum und daher seiner eigenen Ware verhalten, und das kann er nur, soweit er sie dem Käufer stets nur vorübergehend, für einen bestimmten Zeitraum, zur Verfügung stellt, zum Verbrauch überlässt, also durch ihre Veräußerung nicht auf sein Eigentum an ihr verzichtet.

Die zweite wesentliche Bedingung, damit der Geldbesitzer die Arbeitskraft auf dem Markt als Ware vorfinde, ist die, dass ihr Besitzer, statt Waren verkaufen zu können, worin sich seine Arbeit vergegen-ständlicht hat, vielmehr seine Arbeitskraft selbst, die nur in seiner lebendigen Leiblichkeit existiert, als Ware anbieten muss.

Damit jemand von seiner Arbeitskraft unterschiedene Waren verkaufen kann, muss er natürlich Produktionsmittel besitzen, z. B. Rohstoffe, Arbeitsinstrumente usw. Er kann keine Stiefel machen ohne Leder. Er bedarf außerdem Lebensmittel. Niemand ... kann von Produkten der Zukunft zehren, ... und wie am ersten Tag seiner Erscheinung auf der Erdbühne, muss der Mensch noch jeden Tag konsumieren, bevor und während er produziert.

Werden die Produkte als Waren produziert, so müssen sie verkauft werden, nachdem sie produziert sind, und können die Bedürfnisse des Produzenten erst nach dem Verkauf befriedigen. Zur Produktionszeit kommt die für den Verkauf nötige Zeit hinzu. (Vom Kredit einmal abgesehen.)

Zur Verwandlung von Geld in Kapital muss der kapitalistische Geldbesitzer also den freien Arbeiter auf dem Warenmarkt vorfinden, frei in dem Doppelsinn, dass er als freie Person über seine Arbeitskraft als seine Ware verfügt, dass er andererseits andere Waren nicht zu verkaufen hat, los und ledig, frei ist von allen zur Verwirklichung seiner Arbeitskraft nötigen Sachen. ...

Eins ist jedoch klar. Die Natur produziert nicht auf der einen Seite Geld- oder Warenbesitzer und auf der anderen Seite bloße Besitzer der eigenen Arbeitskräfte. Dies Verhältnis ist kein naturgeschichtliches und ebenso wenig ein gesellschaftliches, das allen Geschichtsperioden gemein wäre. Es ist offenbar selbst das Resultat einer vorausgegangenen historischen Entwicklung, das Produkt vieler ökonomischen Umwälzungen, des Untergangs einer ganzen Reihe älterer Formationen der gesellschaftlichen Produktion.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 181ff.

 

„... Woher (kommt) die sonderbare Erscheinung ..., dass wir auf dem Markt eine Gruppe Käufer finden, die Besitzer von Boden, Maschinerie, Rohstoff und Lebensmitteln sind, die alle, abgesehen von Boden in seinem rohen Zustand, Produkte der Arbeit sind, und auf der anderen Seite eine Gruppe Verkäufer, die nichts zu verkaufen haben außer ihrer Arbeitskraft, ihre werktätigen Arme und Hirne? Dass die eine Gruppe ständig kauft, um Profite zu machen und sich zu bereichern, während die andere ständig verkauft, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen? Die Untersuchung dieser Frage wäre eine Untersuchung über das, was die Ökonomen‚ ... ursprüngliche Akkumulation nennen, was aber ursprüngliche Enteignung genannt werden sollte. Wir würden finden, dass diese so genannte ursprüngliche Akkumulation nichts anderes bedeutet als eine Reihe historischer Prozesse, die in einer Auflösung der ursprünglichen Einheit zwischen dem Arbeitenden und seinen Arbeitsmitteln resultieren. ...

Sobald einmal die Trennung zwischen dem Mann der Arbeit und den Mitteln der Arbeit vollzogen ist, wird sich dieser Zustand erhalten und auf ständig wachsender Stufenleiter reproduzieren, bis eine neue und gründliche Umwälzung der Produktionsweise ihn wieder umstürzt und die ursprüngliche Einheit in neuer historischer Form wieder herstellt.“ K. Marx, Lohn, Preis und Profit, MEW 16, 130f.

 

1.2. Der Lohnarbeiter ist ständiger Verkäufer seiner Arbeitskraft, der Kapitalist ihr ständiger Käufer

Die Verhältnisse sorgen „automatisch“ dafür, dass dies so bleibt. Die Lohnarbeiter sind nur „geistbegabte Produktionsinstrumente“ für das Kapital (K. Marx, Kapital I, MEW 23, 599 ).

„... Genauer betrachtet zeigt sich, dass der Arbeiter, der seine Arbeitskraft verkauft, im Austauschprozess die Form W – G – G – W durchmacht.“ K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 202.

Das heißt:

W = Ware Arbeitskraft wird getauscht in G = Geld als Lohn – G = Lohn wird ausgegeben in W = Konsum- oder Lebensmittel zur Wiederherstellung der Arbeitskraft.

Der Arbeiter kommt also normalerweise aus dem Geschäft heraus, wie er hineingegangen ist: als Besitzer von nichts anderem als seiner Arbeitskraft. Der Verkauf seiner Arbeitskraft ermöglicht ihm nichts als den mehr oder minder reichlichen Lebensunterhalt.

Aber womit bezahlt der Kapitalist den Lohnarbeiter, womit bezahlt er die Vernutzung seiner Arbeitskraft? Mit einem Teil des Produkts, das der Lohnarbeiter für ihn geschaffen hat.

„Der eine Kontrahent verkauft seine Arbeitskraft, der andere kauft sie. Der erstere empfängt den Wert seiner Ware, deren Gebrauchswert – die Arbeit – damit an den zweiten veräußert ist. Dieser verwandelt nunmehr ihm bereits gehörende Produktionsmittel mit Hilfe von ihm ebenfalls gehörender Arbeit in ein neues Produkt, das ihm ebenfalls von Rechts wegen gehört.

Der Wert dieses Produkts schließt ein: erstens den Wert der verbrauchten Produk-tionsmittel. Die nützliche Arbeit kann diese Produktionsmittel nicht verbrauchen, ohne ihren Wert auf das neue Produkt zu übertragen; um aber verkäuflich zu sein, muss die Arbeitskraft imstande sein, in dem Industriezweig, wo sie verwandt werden soll, nützliche Arbeit zu liefern.

Der Wert des neuen Produkts schließt ferner ein: den Gegenwert des Werts der Arbeitskraft und einen Mehrwert. Und zwar deshalb, weil die für einen bestimmten Zeitraum, Tag, Woche etc., verkaufte Arbeitskraft weniger Wert besitzt, als ihr Gebrauch während dieser Zeit schafft. Der Arbeiter aber hat den Tauschwert seiner Arbeitskraft bezahlt erhalten und hat damit ihren Gebrauchswert veräußert – wie das bei jedem Kauf und Verkauf der Fall ist.

Dass diese besondere Ware Arbeitskraft den eigentümlichen Gebrauchswert hat, mehr Arbeit zu liefern, also Wert zu schaffen, das kann das allgemeine Gesetz der Warenproduktion nicht berühren. Wenn also die in Arbeitslohn vorgeschossene Wertsumme sich in Produkt nicht bloß einfach wieder vorfindet, sondern um einen Mehrwert vermehrt vorfindet, so rührt dies nicht her aus einer Übervorteilung des Verkäufers, der ja den Wert seiner Ware Arbeitskraft erhalten hat, sondern nur aus dem Verbrauch dieser Ware durch den Käufer.

Das Gesetz des Austausches bedingt Gleichheit nur für die Tauschwerte der gegeneinander weggegebenen Waren. Es bedingt sogar von vornherein Verschiedenheit ihrer Gebrauchswerte und hat absolut nichts zu schaffen mit ihrem Verbrauch, der erst nach geschlossenem und vollzogenem Handel beginnt.

Die ursprüngliche Verwandlung des Geldes in Kapital vollzieht sich also im genauesten Einklang mit den ökonomischen Gesetzen der Warenproduktion und mit dem daraus sich ableitenden Eigentumsrecht. Trotzdem aber hat sie zum Ergebnis:

1. dass das Produkt dem Kapitalisten gehört und nicht dem Arbeiter;

2. dass der Wert dieses Produkts, außer dem Wert des vorgeschossenen Kapitals, einen Mehrwert einschließt, der dem Arbeiter Arbeit, dem Kapitalisten aber nichts gekostet hat und der dennoch das rechtmäßige Eigentum des Kapitalisten wird;

3. dass der Arbeiter seine Arbeitskraft forterhalten hat und sie aufs Neue verkaufen kann, wenn er einen Käufer findet.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 610f.

„Bei der Sklaverei etc., wo nicht der falsche Schein durch die vorherige Verwandlung des Produkts – soweit es in Lohn ausgelegt wird – in Geld bewirkt, ist es auch handgreiflich, dass das, was der Sklave als Lohn erhält, in der Tat nichts ist, was der Sklaveneigner ihm ,vorstreckt‘, sondern nur der Teil der realisierten Arbeit des Sklaven ist, der ihm in der Form von Lebensmitteln wieder zuströmt.

Ebenso beim Kapitalist. Er streckt nur dem Schein nach vor. Was er dem Arbeiter als Lohn ... zahlt, ... ist ein Teil des von dem Arbeiter produzierten und bereits in Geld verwandelten Produkts. ... Ein Teil des Produkts des Arbeiters, ... fließt ihm in der Form des Lohns ... zu.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert III, MEW 26.3, 88f.

„...; sofern ... der Kapitalist stets die Arbeitskraft kauft, der Arbeiter sie stets verkauft, und wir wollen annehmen selbst zu ihrem wirklichen Wert verkauft, schlägt offenbar das auf Warenproduktion und Warenzirku-lation beruhende Gesetz der Aneignung oder Gesetz des Privateigentums durch seine eigene, innere, unvermeidliche Dialektik in sein direktes Gegenteil um. Der Austausch von gleichen Werten, der als die ursprüngliche Operation erschien, hat sich so gedreht, dass nur zum Schein ausgetauscht wird, indem erstens der gegen Arbeitskraft ausgetauschte Kapitalteil selbst nur ein Teil des ohne Gegenwert angeeigneten fremden Arbeitsproduktes ist und zweitens von seinem Produzenten, dem Arbeiter nicht nur ersetzt, sondern mit neuem Mehrwert ersetzt werden muss. ...

Der beständige Kauf und Verkauf der Arbeitskraft ist die Form. Der Inhalt ist, dass der Kapitalist einen Teil der bereits vergegenständlichten fremden Arbeit, die er sich unaufhörlich ohne Gegenwert aneignet, stets wieder gegen eine größere Menge lebendiger fremder Arbeit umsetzt.

Ursprünglich erschien uns das Eigentumsrecht gegründet auf eigene Arbeit. ... Eigentum erscheint jetzt auf Seite des Kapitalisten als das Recht, fremde unbezahlte Arbeit oder ihr Produkt sich anzueignen, auf Seite des Arbeiters als Unmöglichkeit, sich sein eigenes Produkt anzueignen.

Die Trennung zwischen Eigentum und Arbeit wird zur notwendigen Konsequenz eines Gesetzes, das scheinbar von ihrer Zusammen-gehörigkeit ausging.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 609f.

 

„In diesem Austausch gibt also der Arbeiter ... seine wertschaffende und wertvermehrende lebendige Arbeitszeit. Er verkauft sich als Effekt. Als Ursache und Tätigkeit wird er aufgesaugt vom Kapital und verwandelt sich selbst in Kapital.

So schlägt der Austausch in sein Gegenteil um, und die Gesetze des Privateigentums – die Freiheit, Gleichheit, Eigentum – das Eigentum an der eigenen Arbeit und die freie Disposition darüber – schlagen um in Eigentumslosigkeit des Arbeiters und Entäußerung seiner Arbeit, sein Verhalten zu ihr als fremdem Eigentum und umgekehrt.“ K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 566.

 

„Der kapitalistische Produktionsprozess reproduziert also durch seinen eigenen Vorgang die Scheidung zwischen Arbeitskraft und Arbeits-bedingungen. Er reproduziert und verewigt damit die Ausbeutungs-bedingungen des Arbeiters. Er zwingt beständig den Arbeiter zum Verkauf seiner Arbeitskraft, um zu leben, und befähigt beständig den Kapitalisten zu ihrem Kauf, um sich zu bereichern.

Es ist nicht mehr der Zufall, welcher Kapitalist und Arbeiter als Käufer und Verkäufer einander auf dem Warenmarkt gegenüberstellt. Es ist die Zwickmühle des Prozesses selbst, die den einen stets als Verkäufer seiner Arbeitskraft auf den Warenmarkt zurückschleudert und sein eigenes Produkt stets in das Geld des anderen verwandelt.

In der Tat gehört der Arbeiter dem Kapital, bevor er sich dem Kapitalisten verkauft. Seine ökonomische Hörigkeit ist zugleich vermittelt und zugleich versteckt durch die periodische Erneuerung seines Selbstverkaufs, den Wechsel seiner individuellen Lohnherrn und die Schwankungen im Marktpreis der Arbeit (= Lohn).“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 603.

 

Ricardo: „Der Arbeitslohn ist die Aneignung eines Teils des Arbeitsprodukts durch jene, die es produziert haben.“ Zit. n. K. Marx, Theorien über den Mehrwert II, MEW 26.2, 381.

 

„Der Arbeiter verlässt den Kapitalisten, dem er sich vermietet, sooft er will, und der Kapitalist entlässt ihn, sooft er es für gut findet, sobald er keinen Nutzen oder nicht den beabsichtigten Nutzen mehr aus ihm zieht. Aber der Arbeiter, dessen einzige Erwerbsquelle der Verkauf der Arbeitskraft ist, kann nicht die ganze Klasse der Käufer, d. h. die Kapitalistenklasse verlassen, ohne auf seine Existenz zu verzichten. Er gehört nicht diesem oder jenem Kapitalisten, aber der ... Kapitalis-tenklasse ...“ K. Marx, Lohnarbeit und Kapital, MEW 6, 401.

 

„Von gesellschaftlichem Standpunkt ist also die Arbeiterklasse, auch außerhalb des unmittelbaren Arbeitsprozesses, ebenso sehr Zubehör des Kapitals als das tote Arbeitsinstrument. Selbst ihr privater Konsum ist innerhalb gewisser Grenzen nur ein Element des Reproduktions-prozesses des Kapitals.

Der Prozess aber sorgt dafür, dass diese geistbegabten Produktions-instrumente nicht weglaufen, indem er ihr Produkt beständig vom ... Pol der Arbeit zum Gegenpol des Kapitals entfernt.

Der private Konsum der Lohnarbeiter sorgt einerseits für ihre eigene Erhaltung und Reproduktion, andererseits durch Vernichtung der Lebensmittel für ... das beständige Wiedererscheinen der Lohnarbeiter auf dem Arbeitsmarkt.

Der römische Sklave war durch Ketten, der Lohnarbeiter ist durch unsichtbare Fäden an seinen Eigentümer gebunden. Der Schein seiner Unabhängigkeit wird durch den beständigen Wechsel der individuellen Lohnherrn und die juristische Illusion des Kontrakts aufrechterhalten. Früher machte das Kapital, wo es ihm nötig erschien, sein Eigentumsrecht auf den freien Arbeiter durch Zwangsgesetz geltend. So war z. B. die Emigration der Maschinenarbeiter in England bis 1815 bei schwerer Strafe verboten.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 599.

Das Sowjetsystem demonstrierte durch Mauer und Ausreiseverbote, dass dort die Werktätigen nicht über sich selbst bestimmen konnten.

 

2. Lohnarbeit ist Arbeitszwang für andere

„Seit Lassalles Tode hat sich die wissenschaftliche Einsicht in unserer Partei Bahn gebrochen, dass der Arbeitslohn nicht das ist, was er zu sein scheint, nämlich der Wert respektive Preis der Arbeit, sondern nur eine maskierte Form für den Wert resp. Preis der Arbeitskraft. Damit war die ganze bisherige bürgerliche Auffassung des Arbeitslohnes sowie die ganze bisher gegen selbe gerichtete Kritik ein für allemal über den Haufen geworfen und klargestellt, dass der Lohnarbeiter nur die Erlaubnis hat, für sein eigenes Leben zu arbeiten, d. h. zu leben, soweit er gewisse Zeit umsonst für den Kapitalisten (daher auch für dessen Mitzehrer am Mehrwert) arbeitet; dass das ganze kapitalistische Produktionssystem sich darum dreht, diese Gratisarbeit zu verlängern durch Ausdehnung des Arbeitstages oder durch Entwicklung der Produktivität, größere Spannung der Arbeitskraft etc.; dass also das System der Lohnarbeit ein System der Sklaverei, und zwar einer Sklaverei ist, die im selben Maß härter wird, wie sich die gesellschaftlichen Produktivkräfte der Arbeit entwickeln, ob nun der Arbeiter bessere oder schlechtere Zahlung empfange.“ K. Marx, Kritik des Gothaer Programms, MEW 19, 25.

 

2.1. Lohnarbeiter sind einem fremden Willen unterworfen

In ihrer Arbeit tritt den Lohnarbeitern die „Autorität des Kapitalisten gegenüber, als Macht eines fremden Willens, der ihr Tun seinem Zweck unterwirft. ...

Der Oberbefehl in der Industrie wird Attribut des Kapitals, wie zur Feudalzeit der Oberbefehl in Krieg und Gericht Attribut des Grund-eigentums war.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 351f.

Und die Verhältnisse seiner Arbeitszeit drücken seiner Freizeit ihren Stempel auf.

 

„Worin besteht nun die Entäußerung der Lohnarbeit? Erstens, dass die Arbeit dem Arbeiter äußerlich ist, d. h. nicht zu seinem Wesen gehört, dass er sich daher in seiner Arbeit nicht bejaht, sondern verneint, nicht wohl, sondern unglücklich fühlt, keine freie physische und geistige Energie entwickelt, sondern seinen Körper martert und seinen Geist ruiniert. Der Arbeiter fühlt sich daher erst außer der Arbeit bei sich und in der Arbeit außer sich. Zu Hause ist er, wenn er nicht arbeitet, und wenn er arbeitet, ist er nicht zu Haus.

Seine Arbeit ist daher nicht freiwillig, sondern gezwungen, Zwangs-arbeit. Sie ist daher nicht die Befriedigung eines Bedürfnisses, sondern sie ist nur ein Mittel, um Bedürfnisse außer ihr zu befriedigen.“ K. Marx, Ökonomisch-philosophische Manuskripte, MEW 40, 514.

 

Lohnarbeit ist ein „Zwang zur Mehrarbeit, zum Arbeiten über die unmittelbare Bedürftigkeit hinaus, ein Zwang, den die kapitalistische Produktionsweise mit früherer Produktionsweise teilt, aber in einer der Produktion günstigeren Weise ausübt, vollbringt“. K. Marx, Theorien über den Mehrwert I, 26.1, 366.

 

Ausbeutung ist entwederunmittelbare Zwangsarbeit, Sklaverei, oder vermittelte (= indirekte) Zwangsarbeit, Lohnarbeit.

Der unmittelbaren Zwangsarbeit steht der Reichtum nicht als Kapital gegenüber, sondern als Herrschaftsverhältnis (= persönliche Abhängigkeit von einem anderen Menschen).“ K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 232.

 

„Das Kapital ist also die Regierungsgewalt über die Arbeit und ihre Produkte. Der Kapitalist besitzt diese Gewalt, nicht seiner persönlichen oder menschlichen Eigenschaften wegen, sondern insofern er Eigen-tümer des Kapitals ist.“ K. Marx, Ökonomisch-philosophische Manuskripte, MEW 40, 484.

 

Die Herrschaft des Kapitals über die Arbeit (erscheint) ... einerseits als historischer Fortschritt und notwendiges Entwicklungsmoment im ökonomischen Bildungsprozess der Gesellschaft ..., so andererseits als ein Mittel zivilisierter und raffinierter Ausbeutung.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 386.

Die Lohnarbeit ist „die letzte Knechtsgestalt, die die menschliche Tätigkeit annimmt“. K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 635.

„Es ist überhaupt charakteristisch, dass die eigentliche Fronarbeit in brutalster Form am klarsten das Substanzielle der Lohnarbeit zeigt.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert III, MEW 26.3, 391.

 

 

2.2. Was der Lohnarbeiter arbeitet, gehört ihm nicht

Lohnarbeit ist Zwang zu unbezahlter Arbeit (Mehrarbeit) für andere

Lohnarbeit ist „die ... Tätigkeit für einen anderen ..., die Produktion des Gegenstandes als Verlust des Gegenstandes an eine fremde Macht, an einen fremden Menschen ...“ K. Marx, Ökonomisch-philosophische Manuskripte, MEW 40, 522.

Lohnarbeit bedeutet den „Ausschluss des Arbeiters vom Produkt“. K. Marx, Kapital I, MEW 23, 555.

Die Lohnarbeiter haben auch „nicht mitzusprechen bei der Teilung des gesellschaftlichen Reichtums in Genussmittel der Nichtarbeiter und in Produktionsmittel“. K. Marx, Kapital I, MEW 23, 638.

 

„Der Arbeiter erhält im Austausch gegen seine Arbeitskraft Lebens-mittel, aber der Kapitalist erhält im Austausch gegen seine Lebensmittel Arbeit, die produktive Tätigkeit des Arbeiters, die schöpferische Kraft, wodurch der Arbeiter nicht nur ersetzt, was er verzehrt, sondern der aufgehäuften Arbeit einen größeren Wert gibt, als sie vorher besaß.“ K. Marx, Lohnarbeit und Kapital, MEW 6, 409.

 

„Wir haben gesehen, dass der Arbeiter während eines Abschnitts des Arbeitsprozesses nur den Wert seiner Arbeitskraft produziert, d. h. den Wert seiner notwendigen Lebensmittel. Da er in einem auf gesellschaft-licher Teilung der Arbeit beruhenden Zustand produziert, produziert er seine Lebensmittel nicht direkt, sondern in Form einer besonderen Ware, ... einen Wert gleich dem Wert seiner Lebensmittel oder dem Geld, womit er sie kauft.

Der Teil seines Arbeitstags, den er hierzu verbraucht, ist größer oder kleiner, je nach dem Wert seiner durchschnittlichen täglichen Lebensmittel, also je nach dem der zu ihrer Produktion nötigen durchschnittlichen täglichen Arbeitszeit.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 230.

„Den Teil des Arbeitstags also, worin diese Reproduktion vorgeht, nenne ich notwendige Arbeitszeit, die während derselben verausgabte Arbeit notwendige Arbeit. Notwendig für den Arbeiter, weil unabhängig von der gesellschaftlichen Form seiner Arbeit. Notwendig für das Kapital und seine Welt, weil das beständige Dasein des Arbeiters ihre Basis ist.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 230f.

 

„Die zweite Periode des Arbeitsprozesses, die der Arbeiter über die Grenzen der notwendigen Arbeit hinaus schanzt, kostet ihm zwar Arbeit, Verausgabung von Arbeitskraft, bildet aber keinen Wert für ihn.

Sie bildet Mehrwert, der den Kapitalisten mit allem Reiz einer Schöpfung aus dem Nichts anlacht. Diesen Teil des Arbeitstags nenne ich Mehrarbeitszeit und die in ihr verausgabte Arbeit: Mehrarbeit (...).“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 231.

 

„So entscheidend es für die Erkenntnis des Werts überhaupt ist, ihn als bloße Gerinnung von Arbeitszeit, als bloß vergegenständlichte Arbeit zu begreifen, so entscheidend ist es für die Erkenntnis des Mehrwerts, ihn als bloße Gerinnung von Mehrarbeitszeit, als bloß vergegenständlichte Mehrarbeit zu begreifen.

Nur die Form worin diese Mehrarbeit dem unmittelbaren Produzenten, dem Arbeiter abgepresst wird, unterscheidet die ökonomischen Gesellschaftsformationen, z. B. die Gesellschaft der Sklaverei von der Lohnarbeit.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 231.

 

„Wir sahen ...: das Kapital – und der Kapitalist ist nur das personifizierte Kapital, fungiert im Produktionsprozess nur als Träger des Kapitals –, also das Kapital pumpt in dem ihm entsprechenden gesellschaftlichen Produktionsprozess eine bestimmte Menge Mehrarbeit aus den unmittelbaren Produzenten oder Arbeitern heraus, Mehrarbeit, die jenes ohne Gegenwert erhält und die ihrem Wesen nach immer Zwangsarbeit bleibt, wie sehr sie auch als das Resultat freier vertraglicher Überein-kunft erscheinen mag.

Diese Mehrarbeit stellt sich dar in einem Mehrwert, und dieser Mehrwert existiert in einem Mehrprodukt. Mehrarbeit überhaupt, als Arbeit über das Maß der gegebenen Bedürfnisse hinaus, muss immer bleiben. Im kapitalistischen wie im Sklavensystem usw. hat sie nur eine antagonistische Form und wird ergänzt durch reinen Müßiggang eines Teils der Gesellschaft.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 827.

 

„Lohnarbeit besteht immer aus bezahlter und unbezahlter Arbeit.“ K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 468.

 

„In der kapitalistischen Gesellschaft wird freie Zeit für eine Klasse produziert durch Verwandlung aller Lebenszeit der Massen in Arbeitszeit.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 552.

 

„... Das System der Lohnarbeit (ist) ein System der Sklaverei, und zwar einer Sklaverei ..., die im selben Maße härter wird, wie sich die gesellschaftlichen Produktivkräfte der Arbeit entwickeln, ob nun der Arbeiter bessere oder schlechtere Zahlung empfange.“ K. Marx, Kritik des Gothaer Programms, MEW 19, 26.

 

2.3. Lohnarbeit ist potenzielle Armut,
die fremden Reichtum schafft

Keine Lohnarbeit mehr zu finden, und damit wirklich arm zu werden, ist die ständige Bedrohung für jeden Lohnarbeiter.

Lohnarbeit ist „sich selbst entfremdeten Arbeit, ... der von ihr geschaffene Reichtum ist ... fremder Reichtum, ihre eigene Produktivkraft ist ... Produktivkraft ihres Produkts, ihre Bereicherung ist ... Selbstverarmung, ihre gesellschaftliche Macht ist ... Macht der Gesellschaft über sie ...“. K. Marx, Theorien über den Mehrwert III, MEW 26.3, 255.

 

„In dem Begriff des freien Arbeiters liegt schon, dass er Armer ist, potenzieller Armer. Er ist seinen ökonomischen Bedingungen nach bloßes lebendiges Arbeitsvermögen, ... Bedürftigkeit nach allen Seiten hin, ohne materielle Mittel, seine Arbeitskraft für sich zu nutzen. Kann der Kapitalist seine Mehrarbeit nicht brauchen, so kann er seine notwendige Arbeit für seinen Lebensunterhalt nicht verrichten, seine Lebensmittel nicht produzieren.

Er kann sie dann nicht durch den Austausch erhalten, sondern, wenn er sie erhält, nur dadurch, dass Almosen von dem Einkommen anderer Klassen für ihn abfallen.

Als Arbeiter kann er nur leben, soweit er sein Arbeitsvermögen gegen den Teil des Kapitals austauscht, der den Lohnfonds bildet. Dieser Austausch selbst ist an für ihn zufällige, gegen seine Person gleich-gültige Bedingungen geknüpft.

Er ist also potenzieller Armer.

Da ferner die Bedingungen der auf das Kapital gegründeten Produktion ist, dass er immer mehr Mehrarbeit produziert, so wird immer mehr notwendige Arbeit frei. Die Chancen seiner Armut vermehren sich also. Der Entwicklung der Mehrarbeit entspricht die der Massen-arbeitslosigkeit. ... Arbeitslosigkeit ist ... identisch mit Armut ...

Es ist nur in der auf das Kapital gegründeten Produktionsweise, dass die Armut erscheint als Resultat der Arbeit selbst, der Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit.“ K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 497f.

 

„Je größer der gesellschaftliche Reichtum, das funktionierende Kapital, Umfang und Energie seines Wachstums, also auch die absolute Größe des Proletariats und die Produktivkraft seiner Arbeit, desto größer das Arbeitslosenheer. Die verfügbare Arbeitskraft wird durch dieselben Ursachen entwickelt wie die Expansivkraft des Kapitals. Die verhältnismäßige Größe des Arbeitslosenheers wächst also mit den Potenzen des Reichtums. Je größer aber diese Arbeitslosenarmee im Verhältnis zur aktiven Arbeiterarmee, desto massenhafter die chronische Arbeiter-Überbevölkerung, deren Elend im umgekehrten Verhältnis zu ihrer Arbeitsqual steht. Je größer endlich die Armenschicht in der Arbeiterklasse und das Arbeitslosenheer, desto größer die offizielle Zahl der Armen.

Dies ist das absolute, allgemeine Gesetz der kapitalistischen Akkumu-lation.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 673f.

 

3. Selbstbestimmung der Produzenten ist nur möglich
durch
Abschaffung der Lohnarbeit

„... Die fortschreitende industrielle Entwicklung (hat) ... die Einzelarbeit in allen großen Industriezweigen längst vernichtet ... und vernichtet sie in den kleineren und kleinsten Zweigen täglich mehr; die industrielle Entwicklung setzt an ihre Stelle die gesellschaftliche Arbeit ..., unterstützt von Maschinen und dienstbar gemachten Naturkräften, deren fertiges, sofort austauschbares oder verbrauchbares Produkt das gemeinsame Werk vieler Einzelner ist, durch deren Hände (und Köpfe) es hat gehen müssen.

Und gerade durch diese industrielle Revolution hat die Produktionskraft der menschlichen Arbeit einen solchen Höhegrad erreicht, dass die Möglichkeit gegeben ist – zum ersten Mal, solange Menschen existieren –, bei verständiger Verteilung der Arbeit unter alle, nicht nur genug für die reichliche Konsumtion aller Gesellschaftsmitglieder und für einen ausgiebigen Reservefonds hervorzubringen, sondern auch jedem Einzelnen hinreichend Muße zu lassen, damit dasjenige, was aus der geschichtlich überkommenen Bildung – Wissenschaft, Kunst, Umgangsformen usw. – wirklich wert ist, erhalten zu werden, nicht nur erhalten, sondern aus einem Monopol der herrschenden Klasse in ein Gemeingut der ganzen Gesellschaft verwandelt und weiter vorgebildet werde. (Und mit dem Monopol auf Bildung und Kenntnisse wird auch jedes Monopol auf Leitungsfunktionen beseitigt.)

Und hier liegt der entscheidende Punkt. Sobald die Produktionskraft der menschlichen Arbeit sich bis auf diesen Höhegrad entwickelt hat, verschwindet jeder Vorwand für den Bestand einer herrschenden Klasse. War doch der letzte Grund, womit der Klassenunterschied verteidigt wurde, stets: Es muss eine Klasse geben, die sich nicht mit der Produktion ihres täglichen Lebensunterhalts abzuplacken hat, damit sie Zeit behält, die geistige Arbeit der Gesellschaft zu besorgen. Diesem Gerede, das bisher seine große geschichtliche Berechtigung hatte, ist durch die industrielle Revolution der letzten hundert Jahre ein für allemal die Wurzel abgeschnitten.“ F. Engels, Wohnungsfrage, MEW 18, 220f.

„Aber wenn hiernach die Einteilung in Klassen eine gewisse geschichtliche Berechtigung hat, so hat sie eine solche doch nur für einen gegebenen Zeitraum, für gegebene gesellschaftliche Bedingungen. Sie gründet sich auf die Unzulänglichkeit der Produktion; sie wird weggefegt werden durch die volle Entfaltung der modernen Produktiv-kräfte.

Und in der Tat hat die Abschaffung der gesellschaftlichen Klassen zur Voraussetzung einen geschichtlichen Entwicklungsgrad, auf dem das Bestehen nicht bloß dieser oder jener bestimmten herrschenden Klasse, sondern einer herrschenden Klasse überhaupt, also des Klassenunter-schiedes selbst ... veraltet ist.

Sie hat also zur Voraussetzung einen Höhegrad der Entwicklung der Produktion, auf dem die Aneignung der Produktionsmittel und Produkte und damit der politischen Herrschaft, des Monopols der Bildung und der geistigen Leitung durch eine besondere Gesellschaftsklasse nicht nur überflüssig, sondern auch ökonomisch, politisch und intellektuell ein Hindernis der Entwicklung geworden ist.

Dieser Punkt ist jetzt erreicht.“ F. Engels, Entwicklung des Sozialismus, MEW 19, 225.

 

„Die freie Arbeit entwickelt sich innerhalb der kapitalistischen Produktion als gesellschaftliche Arbeit. Dass sie Eigentümer der Produktionsbedingungen wird, heißt also, dass diese den vergesell-schafteten Arbeitern gehören und diese als solche produzieren, ihre eigene Produktion ... sich als vergesellschaftete unterordnen.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert III, MEW 26.3, 514.

 

„Wir anerkennen die Kooperativbewegung als eine der Triebkräfte zur Umwandlung der gegenwärtigen Gesellschaft; die auf Klassengegen-sätzen beruht. Ihr großes Verdienst besteht darin, praktisch zu zeigen, dass das bestehende despotische und Armut hervorbringende System der Unterjochung der Arbeit unter das Kapital verdrängt werden kann durch das demokratische und segensreiche System der Assoziation von freien und gleichen Produzenten.“ K. Marx, Forderungen der IAA, MEW 16, 195.

 

„Und dass wir beim Übergang in die volle kommunistische Wirtschaft den genossenschaftlichen Betrieb als Mittelstufe in ausgedehntem Maß werden anwenden müssen, daran haben Marx und ich nie gezweifelt.

Nur muss die Sache so eingerichtet werden, dass die Gesellschaft ... das Eigentum an den Produktionsmitteln behält und so die Sonderinteressen der Genossenschaft, gegenüber der Gesellschaft im Ganzen, sich nicht festsetzen können.“ F. Engels an Bebel (1886), MEW 36, 426.

 

„Dies ist der sehr große Unterschied: Ob die vorhandenen Produktions-mittel den Arbeitenden als Kapital gegenüberstehen, ... ob diese Produktionsmittel sie beschäftigen, oder ob sie, als Subjekte, die Produktionsmittel – im Akkusativ – anwenden, um Reichtum für sich selbst zu erzeugen.

Natürlich ist dabei vorausgesetzt, dass die kapitalistische Produktion bereits die Produktivkräfte der Arbeit überhaupt zu der nötigen Höhe entwickelt hat, worauf diese Revolution eintreten kann.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert II, MEW 26.2, 583.

 

„... Die Gesellschaft (konnte) doch niemals ohne eine Klasse von Produzenten leben. Diese Klasse ist also unter allen Umständen notwendig – wenn auch die Zeit kommen muss, in der sie nicht länger eine Klasse sein, sondern die ganze Gesellschaft umfassen wird.“ F. Engels, Gesellschaftsklassen, MEW 19, 287.

 

„Einmal die Arbeit emanzipiert, so wird jeder Mensch ein Arbeiter, und produktive Arbeit hört auf, eine Klasseneigenschaft zu sein.“ K. Marx, Bürgerkrieg in Frankreich, MEW 17, 342.

 

„Im planmäßigen Zusammenwirken mit anderen streift der Arbeiter seine individuellen Schranken ab und entwickelt sein Gattungs-vermögen.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 349.

 

„Mit der Besitzergreifung der Produktionsmittel durch die Gesellschaft ist die Warenproduktion beseitigt und damit die Herrschaft des Produkts über die Produzenten ...

Der Kampf ums Einzeldasein hört auf. Damit erst scheidet der Mensch, in gewissem Sinn, endgültig aus dem Tierreich, tritt aus tierischen Daseinsbedingungen in wirklich menschliche. Der Umkreis der die Menschen umgebenden Lebensbedingungen, der die Menschen bis jetzt beherrschte, tritt jetzt unter die Herrschaft und Kontrolle der Menschen, die nun zum ersten Male bewusste, wirkliche Herren der Natur, weil und indem sie Herren ihrer eigenen Vergesellschaftung werden.

Die Gesetze ihres eigenen gesellschaftlichen Tuns, die ihnen bisher als fremde, sie beherrschende Naturgesetze gegenüberstanden, werden dann von den Menschen mit voller Sachkenntnis angewandt und damit beherrscht. Die eigene Vergesellschaftung der Menschen, die ihnen bisher als von Natur und Geschichte aufgezwungen gegenüberstand, wird jetzt ihre eigene freie Tat. Die objektiven, fremden Mächte, die bisher die Geschichte beherrschten, treten unter die Kontrolle der Menschen selbst.

Erst von da an werden die Menschen ihre Geschichte mit vollem Bewusstsein selbst machen, erst von da an werden die von ihnen in Bewegung gesetzten gesellschaftlichen Ursachen vorwiegend und in stets steigendem Maße auch die von ihnen gewollten Wirkungen haben.

Es ist der Sprung der Menschheit aus dem Reiche der Notwendigkeit in das Reich der Freiheit.“ F. Engels Anti-Dühring, MEW 20, 264.

 

„Der Kommunismus unterscheidet sich von allen bisherigen Bewe-gungen dadurch, dass er die Grundlage aller bisherigen Produktions- und Verkehrsverhältnisse umwälzt und alle naturwüchsigen Voraussetzungen zum ersten Mal mit Bewusstsein als Geschöpfe der bisherigen Menschen behandelt, ihrer Naturwüchsigkeit entkleidet und der Macht der vereinigten Individuen unterwirft.“ K. Marx, Deutsche Ideologie, MEW 3, 70.

 

Siehe auch die Artikel:

Ursprüngliche Akkumulation

Ausbeutung

Emanzipation

Revolution

 

-> Diskussionsforum

Zur Zitierweise:

Wo es dem Verständnis dient, wurden veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenbeispiele zum Beispiel in Arbeitszeitberechnungen modernisiert und der Euro als Währungseinheit verwendet. Dass es Karl Marx in Beispielrechnungen weder auf absolute Größen noch auf Währungseinheiten ankam, darauf hatte er selbst hingewiesen: Die Zahlen mögen Millionen Mark, Franken oder Pfund Sterling bedeuten.“ Kapital II, MEW 24, 396.

Alle modernisierten Begriffe und Zahlen sowie erklärende Textteile, die nicht wörtlich von Karl Marx stammen, stehen in kursiver Schrift. Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Auslassungspunkte kenntlich gemacht. Hervorhebungen von Karl Marx sind normal fett gedruckt. Die Rechtschreibung folgt der Dudenausgabe 2000. Quellenangaben verweisen auf die Marx-Engels-Werke, (MEW), Berlin 1956ff.