Transportarbeit

 

1. Umfang und Geschwindigkeit der Transport- und Kommunikationsmittel nehmen im Kapitalismus zu

„Die Umwälzung der Produktionsweise in einer Sphäre der Industrie bedingt ihre Umwälzung in der anderen. ... So machte die Maschinenspinnerei Maschinenweberei nötig und beide zusammen die mechanisch-chemische Revolution in der Bleicherei, Druckerei und Färberei. So rief andererseits die Revolution in der Baumwollspinnerei die Erfindung der maschinellen ... Trennung der Baumwollfaser vom Samen hervor, womit erst die Baumwollproduktion auf dem nun benötigten großen Maßstab möglich wurde.

Die Revolution in der Produktionsweise der Industrie und Land-wirtschaft ernötigte namentlich aber auch eine Revolution in den allgemeinen Bedingungen des gesellschaftlichen Produktionsprozesses, d. h. den Kommunikations- und Transportmitteln.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 404f.

 

„... Für die große Industrie mit ihrer fieberhaften Geschwindigkeit der Produktion, ihrer massenhaften Stufenleiter, ihrem beständigen Werfen von Kapital- und Arbeitermassen aus einer Produktionssphäre in die andere und ihren neu geschaffenen weltmarktlichen Zusammenhängen ... wurde das Kommunikations- und Transportwesen ... allmählich durch ein System von Flussdampfschiffen, Eisenbahnen, ozeanischen Dampf-schiffen und Telegrafen ... angepasst.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 405.

 

„Mit diesen weltmarktlichen Beziehungen steigt die Arbeitsnachfrage in der Transportindustrie und spaltet sich letztere in zahlreiche neue Unterarten.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 469.

 

„Je vergänglicher daher eine Ware, ... desto weniger eignet sie sich zum Gegenstand der kapitalistischen Produktion. Letzterer kann sie nur anheimfallen an volkreichen Plätzen, oder im Maß, wie die lokalen Abstände durch Entwicklung der Transportmittel zusammenrücken.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 130.

 

„Die Geschwindigkeit, womit das Produkt eines Produktionsprozesses als Produktionsmittel in einen anderen Prozess übergehen kann, hängt ab von der Entwicklung der Transport- und Kommunikationsmittel. Die Billigkeit des Transports spielt eine große Rolle dabei.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 144.

 

„Für ein einzelnes Land nimmt der Umfang, worin z. B. die für das Jahr nötige Masse bereit sein muss, ab mit der Entwicklung der Transport-mittel. ...

Ebenso wirkt die Entwicklung des Weltmarkts und daher die Vervielfachung der Bezugsquellen desselben Artikels.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 144f.

 

 

2. Beschleunigung und Ausweitung der Transport- und Kommunikationsmittel verkürzt die Umschlagszeit des Kapitals und vergrößert den Profit

„Eine stetig wirkende Ursache in der Differenzierung der Verkaufszeit, und daher der Umschlagszeit überhaupt, ist die Entfernung des Markts, wo die Ware verkauft wird, von ihrem Produktionsplatz. Während der ganzen Zeit seiner Reise zum Markt befindet sich das Kapital gebannt in den Zustand des Warenkapitals; wenn auf Bestellung produziert wird, bis zum Moment der Ablieferung; wenn nicht auf Bestellung produziert, kommt zur Zeit der Reise zum Markt noch die Zeit hinzu, wo die Ware sich auf dem Markt zum Verkauf befindet.

Verbesserung der Kommunikations- und Transportmittel kürzt die Wanderungsperiode der Waren absolut ab, hebt aber nicht die aus der Wanderung entspringende relative Differenz in der Umlaufszeit ver-schiedener Warenkapital auf, ... die nach verschiedenen Märkten wandern.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 252.

 

„Die relativen Differenzen können aber infolge der Entwicklung der Transport- und Kommunikationsmittel verschoben werden in einer Weise, die nicht den natürlichen Entfernungen entspricht. Z. B. eine Eisenbahn, die von dem Produktionsplatz zu einem inländischen Hauptzentrum der Bevölkerung führt, mag die Entfernung nach einem näher gelegenen Punkt des Inlands, wohin keine Eisenbahn führt, absolut oder relativ verlängern im Vergleich zu dem natürlich entfernteren; ebenso mag infolge desselben Umstands die relative Entfernung der Produktionsplätze von den größeren Absatzmärkten selbst verschoben werden, woraus sich der Verfall alter und das Aufkommen neuer Produktionszentren mit veränderten Transport- und Kommunikations-mitteln erklärt. (Hierzu kommt noch die größere relative Billigkeit des Transports für längere als für kürzere Distanzen.)“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 252.

 

„Es wird also durch die Veränderung in den Transportmitteln eine örtliche Verschiedenheit in der Umlaufszeit der Waren, der Gelegenheiten einzukaufen, zu verkaufen usw. erzeugt, oder die schon existierende örtliche Verschiedenheit wird anders verteilt. Die Wichtigkeit dieses Umstandes für den Umschlag des Kapitals zeigt sich in den Streitereien der kaufmännischen und industriellen Repräsentanten der verschiedenen Plätze mit den Eisenbahndirektionen.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 253f.

 

„Gleichzeitig mit der Entwicklung der Transportmittel wird ... die Geschwindigkeit der Raumbewegung beschleunigt und damit die räumliche Entfernung zeitlich verkürzt. Es entwickelt sich ... die Masse der Kommunikationsmittel ...

Es verteilt sich daher auch der Rückfluss (des Geldes) über kürzere aufeinander folgende Zeitperioden, so dass beständig ein Teil in Geldkapital verwandelt ist, während der andere als Warenkapital zirkuliert. Durch diese Verteilung des Rückflusses auf mehrere aufeinander folgende Perioden wird die Gesamtumlaufszeit abgekürzt und daher auch der Umschlag.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 252f.

 

„Wenn einerseits mit dem Fortschritt der kapitalistischen Produktion die Entwicklung der Transport- und Kommunikationsmittel die Umlaufszeit für ein gegebenes Quantum Waren abkürzt, so führt derselbe Fortschritt ... umgekehrt die Notwendigkeit herbei, für immer entferntere Märkte, mit einem Wort, für den Weltmarkt zu arbeiten.

Die Masse der auf Reise befindlichen und nach entfernten Punkten reisenden Waren wächst enorm, und daher absolut und relativ auch der Teil des gesellschaftlichen Kapitals, der sich beständig für längere Fristen im Stadium des Warenkapitals, innerhalb der Umlaufszeit befindet.

Damit wächst gleichzeitig auch der Teil des gesellschaftlichen Reichtums, der, statt als direktes Produktionsmittel zu dienen, in Transport- und Kommunikationsmitteln und in dem für ihren Betrieb nötigen fixen und zirkulierenden Kapital ausgelegt wird.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 254.

 

„Umstände, welche den Durchschnittsumschlag des Kaufmannskapitals verkürzen, z. B. Entwicklung der Transportmittel, vermindern im Ganzen die absolute Größe des Kaufmannskapitals, erhöhen daher die allgemeine Profitrate.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 322.

 

 

3. Transportarbeit ist produktive Arbeit

Die Lohnarbeiter (nicht nur Fahrer, sondern auch die Routenplaner, Dispatcher etc.) der Warentransport- und Waren-Kommunikations-industrie sind für das Kapital produktive Lohnarbeiter.

„Zirkulationskosten, die aus dem bloßen Formwechsel des Werts, aus der Zirkulation ideell betrachtet, hervorgehen, gehen nicht in den Wert der Waren ein. Die in ihnen verausgabten Kapitalteile bilden bloße Abzüge von dem produktiv verausgabten Kapital, soweit der Kapitalist betrachtet wird.

Von anderer Natur sind die Zirkulationskosten, die wir jetzt betrachten.

Sie können aus Produktionsprozessen entspringen, die nur in der Zirkulation fortgesetzt werden, deren produktiver Charakter also durch die Zirkulationsform nur versteckt ist (= Transportarbeit). ...

Aber alle Arbeit, die Wert zusetzt, kann auch Mehrwert zusetzen und wird auf kapitalistischer Grundlage immer Mehrwert zusetzen, ...“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 138f.

 

„Innerhalb des Kreislaufs des Kapitals und der Warenverwandlung, welche einen Abschnitt derselben bildet, vollzieht sich der Stoffwechsel der gesellschaftlichen Arbeit. Dieser Stoffwechsel mag den Raumwechsel der Produkte bedingen, ihre wirkliche Bewegung von einem Ort zum anderen. Zirkulation von Waren kann aber stattfinden ohne ihre physische Bewegung ... Ein Haus, welches A an B verkauft, zirkuliert als Ware, aber es geht nicht spazieren. Bewegliche Warenwerte, wie Baumwolle oder Roheisen, hocken auf demselben Warenlager, zur selben Zeit, wo sie Dutzende von Zirkulationsprozessen durchlaufen, gekauft und wieder verkauft werden von den Spekulanten. Was sich hier wirklich bewegt, ist der Eigentumstitel an der Sache, nicht die Sache selbst.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 150f.

 

„Innerhalb jedes Produktionsprozesses spielt die Ortsveränderung des Arbeitsgegen-stands und die dazu nötigen Arbeitsmittel und Arbeits-kräfte ... eine große Rolle.

Der Übergang des fertigen Produkts als fertige Ware aus einer selbständigen Produk­tionsstätte in die andere, räumlich davon entfernte, zeigt dasselbe Phänomen nur auf größerer Stufenleiter. Auf den Transport der Produkte aus einer Produktionsstätte in eine andere folgt noch der der fertigen Produkte aus der Produktionssphäre in die Konsumtionssphäre.

Das Produkt ist erst fertig für die Konsumtion, sobald es diese Bewegung vollendet hat.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 151.

 

„Produktmassen vermehren sich nicht durch ihren Transport. ... Aber der Gebrauchswert von Dingen verwirklicht sich nur in ihrer Konsumtion, und ihre Konsumtion mag ihre Ortsveränderung nötig machen, also den zusätzlichen Produktionsprozess der Transportindustrie. Das in dieser angelegte produktive Kapital setzt also den transportierten Produkten Wert zu, teils durch Wertübertragung von den Transportmitteln, teils durch Wertzusatz vermittelst der Transportarbeit. Dieser letztere Wertzusatz zerfällt, wie bei aller kapitalistischen Produktion, in Ersatz von Arbeitslohn und in Mehrwert.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 151.

 

„Es ist, wie früher gezeigt, allgemeines Gesetz der Warenproduktion: Die Produktivität der Arbeit und ihre Wertschöpfung stehen im umgekehrten Verhältnis. Wie von jeder anderen, gilt dies von der Transportindustrie. ... Die absolute Wertgröße, welche der Transport den Waren zusetzt, steht unter sonst gleich bleibenden Umständen im umgekehrten Verhältnis zur Produktivkraft der Transportindustrie und im direkten Verhältnis zu den zu durchlaufenden Entfernungen.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 151f.

 

„Der relative Wertteil, den die Transportkosten, unter sonst gleich bleibenden Umständen, dem Preis der Ware zusetzen, steht in direktem Verhältnis zu ihrer Raumgröße und ihrem Gewicht. Die modifizierenden Umstände sind jedoch zahlreich. Der Transport macht z. B. größere oder geringere Vorsichtsmaßregeln nötig, daher größere oder geringere Ausgabe von Arbeit und Arbeitsmitteln, je nach der relativen Zerbrechlichkeit, Vergänglichkeit, Explodierbarkeit des Artikels.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 152.

 

Ferner steht „der relative Wertteil, den die Transportkosten einem Artikel zusetzen, im umgekehrten Verhältnis zu seinem Wert ...“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 153.

 

„Die kapitalistische Produktionsweise vermindert die Transportkosten für die einzelne Ware durch die Entwicklung der Transport- und Kommunikationsmittel wie durch die Konzentration – die Größe der Stufenleiter – des Transports.

Sie vermehrt den Teil der gesellschaftlichen Arbeit, lebendiger und vergegenständlichter, der im Warentransport verausgabt wird, zuerst durch Verwandlung der großen Mehrzahl aller Produkte in Waren, und sodann durch die Ersetzung lokaler durch entfernte Märkte.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 153.

 

„Die Transportindustrie bildet einerseits einen selbständigen Produktionszweig, ... Andererseits unterscheidet sie sich dadurch, dass sie als Fortdauer eines Produktionsprozesses innerhalb des Zirkulationsprozesses und für den Zirkulationsprozess erscheint.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 153.

 

„Es ist (Buch II, Kap. VI Die Zirkulationskosten, 2 und 3) auseinander gesetzt worden, wieweit Transportindustrie, Aufbewahrung und Verteilung der Waren in einer verteilungsfähigen Form als Produktionsprozesse zu betrachten sind, die innerhalb des Zirkulationsprozesses fortdauern.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 278f.

 

Siehe auch die Artikel:

Arbeitsmittel

Produktive und unproduktive Arbeit

Informationen

Konstantes Kapital

Ökonomie der Produktionsmittel

 

-> Diskussionsforum

Zur Zitierweise:

Wo es dem Verständnis dient, wurden veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenbeispiele zum Beispiel in Arbeitszeitberechnungen modernisiert und der Euro als Währungseinheit verwendet. Dass es Karl Marx in Beispielrechnungen weder auf absolute Größen noch auf Währungseinheiten ankam, darauf hatte er selbst hingewiesen: Die Zahlen mögen Millionen Mark, Franken oder Pfund Sterling bedeuten.“ Kapital II, MEW 24, 396.

Alle modernisierten Begriffe und Zahlen sowie erklärende Textteile, die nicht wörtlich von Karl Marx stammen, stehen in kursiver Schrift. Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Auslassungspunkte kenntlich gemacht. Hervorhebungen von Karl Marx sind normal fett gedruckt. Die Rechtschreibung folgt der Dudenausgabe 2000. Quellenangaben verweisen auf die Marx-Engels-Werke, (MEW), Berlin 1956ff.